Die Zahlen sind besorgniserregend. Jede dritte Lehrkraft fühlt sich überlastet und sogar ein Drittel gibt den Lehrerberuf in den ersten fünf Dienstjahren wieder auf. Stress, Beanspruchung und Belastung sind mit Blick auf den Lehrerberuf häufig nicht mehr wegzudenken. Dabei fallen gerade bei Lehrerinnen und Lehrer Sätze wie “Ich bin gestresst”, oder “Gerade ist einfach alles viel” (van Dick & Stegemann, Belastung, Beanspruchung und Stress im Lehrerberuf – Theorien und Modelle, 2013, S. 44). Legt man den Fokus auf die Ursachen, so ist zu erkennen, dass der Beruf des Lehrers gerade in bestimmten Phasen mit einem hohen Zeitpensum (Klausurphasen) einhergeht und nicht nur das tägliche Unterrichten vor einer größeren Gruppe junger Menschen anspruchsvoll ist durch die ständige Interaktion. Eine fünf Minuten Pause reicht dabei meist nicht einmal, um durchzuatmen. Hinzu kommt die ständige Weiter-und Fortbildung, die Interaktion mit Eltern, Schülerinnen und Schülern und das Umsetzen von Vorgaben (Greutmann, Psychosoziale Anforderungen im Lehrberuf, 2020, S. 197). Hervorzuheben ist, dass sich gerade Frauen oft stärker belastet fühlen. In der folgenden Abbildungen sind die Beschwerden von Lehrerinnen und Lehrern nach Häufigkeit dargestellt.
Was ist eigentlich Stress?
Stress ist ein Zustand körperlicher, geistiger oder seelischer Anforderung als Reaktion auf etwas Unerwartetes, einen Konflikt oder eine aktuelle Situation (DGUV Information 202-098, 2018, S. 54). Der Lehrerberuf ist von Stress gekennzeichnet und die entscheidende Frage lautet natürlich: „Wie schaffst du es als Lehrkraft, mit so vielen Anforderungen und Stressfaktoren fertig zu werden?“
Woher kommt der Stress?
In der folgenden Abbildung siehst du, welche Faktoren besondere Belastungen im Schulalltag ausmachen. Hervorzuheben ist dabei, dass nicht das eigentliche Unterrichten, sondern vielmehr der Korrekturstress oder auch die Mitarbeit an Richtlinien und die Umsetzung von Erlassen und Schulprogrammen eine große Belastung als Lehrerin und Lehrer darstellt.
An dieser Stelle zeigt sich, dass die Belastung von Lehrerinnen und Lehrern nicht alleine von spezifischen Anforderungen der Unterrichtstätigkeit abhängig ist, sondern vielmehr von der Qualität des Systems Schule geprägt wird. Das bedeutet, dass Bereiche des Schulmanagements und der Schulorganisation von der jeweiligen Schule abhängig sind und somit auch die Lehrergesundheit prägen.
„Dort, wo wir günstigere Beanspruchungsverhältnisse feststellten, fanden wir fast ausnahmslos auch ein gutes soziales Klima. Darunter sei vor allem verstanden, dass die Beziehungen im Kollegium durch Offenheit, Interesse für einander und gegenseitige Unterstützung gekennzeichnet sind und eine Schulkultur besteht, die ein hohes Maß an Gemeinsamkeiten bei der Durchsetzung schulischer Normen und Ziele aufweist. Dem daraus resultierenden Erleben sozialer Unterstützung ist offensichtlich eine sehr wichtige protektive Funktion zuzuschreiben. Es beugt dem Gefühl vor, als Einzelkämpfer auf verlassenem Posten zu stehen, das vielen Lehrern das Leben so schwer macht.“ (Schaarschmidt, 2004, S. 150)
Strategien der Stressbewältigung
Es stehen dir zwei Wege offen, wie du mit Stress umgehen kannst – es ist der symptomorientierte Weg und der problemorientierte Weg. Dabei versucht der symptomorientierte Weg, die Folgen von Stress abzuschwächen oder kurz- bis mittelfristig zu eliminieren. Beim problemorientierten Weg untersuchst du hingegen zuerst die Ursache des Stressauslösers und unternimmst dann Anstrengungen, um die Ursachen in deinem Lehreralltag zu bewältigen.
Der symptomorientierte Weg:
Hier versuchst du, die Folgen von Stress abzuschwächen oder kurzfristig zu eliminieren. Diese können wie folgt aussehen:
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- Ablenkung durch Aktivitäten neben der Schule
- körperliche Auslastung durch Sport
- Gespräche führen um Erlebnisse zu besprechen
- Bewusstes Atmen und Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training etc.
- Ausgleich und Erfolgserlebnisse durch Freizeitaktivitäten schaffen
(Greutmann, Psychosoziale Anforderungen im Lehrberuf, 2020, S. 207)
Der problemorientierte Weg:
Bei diesem Vorgehen versuchst du, selbst die Ursache von Stress herauszufinden und zu bekämpfen. Hier könntest du folgende Aspekte im Blick behalten:
- Classroom Management: Durch die Vorbereitung kognitiver, lernwirksamer und aktivierender Vorbereitung von Unterrichtseinheiten verhinderst du Stress im Lehrerberuf.
- Soziale Unterstützung: In jedem Leherkollegium findest du Experten, die dir in zahlreichen Gebieten weiterhelfen können. Besonders erfahrene Lehrerinnen und Lehrer verfügen über zahlreiche Unterrichtsmaterialien, die du auch für deinen Unterricht verwenden kannst.
- Soziale Kompetenz und Kommunikation: Der Lehrerberuf ist mit zahlreichen sozialen Interaktionen involviert. Wenn du in der Lage bist, dich in schwierigen Situationen kommunikativ und sozial kompetent zu verhalten, wirst du dich eher seltener in Konfliktsituationen verwickeln.
(Greutmann, Psychosoziale Anforderungen im Lehrberuf, 2020, S. 207)
Welche Krankheiten können durch Stress verursacht werden?
Stress als Symptomatik ist ein sehr ernst zu nehmender Faktor, da er deinen Körper in Alarmbereitschaft versetzt und zwar kurzfristig mobilisierend wirkt, jedoch auf Dauer zu starker Erschöpfung führen kann. Dies passiert vor allem, wenn Erholungsphasen ausbleiben, in denen sich dein Körper wieder erholt. Greifen Bewältigungsstrategien als Lehrerinnen und Lehrer im Berufsalltag nicht, kann Stress zu folgenden schwerwiegenden Erkrankungen führen:
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- Bluthochdruck
- Herz- Kreislauferkrankungen
- Rückenschmerzen
- Magengeschwüre
- Schlafstörungen
- Asthma
- Chronische Kopfschmerzen
- Burnout-Syndrom
- Depressionen
Stress gehört zum Leben dazu und befähigt dich manchmal zu Höchstleistungen und Anstrengungen. Im schlimmsten Falle kann dich jedoch der Stress auch krank machen. Daher ist es umso wichtiger, achtsam mit sich umzugehen (DGUV Information 202-098, 2018, S. 54).